Erste österreichische Jugend-Klimakonferenz

Mit den SDGs Klima ganzheitlich denken

Beitrag der LCOY Austria

Von 16. bis 18. November 2018 fand die erste österreichische Jugendklimakonferenz (Local Conference of Youth Austria, LCOY), organisiert von der NGO CliMates Austria, in Wien statt. Ziel der Konferenz war es, ambitionierteren Klimaschutz in Österreich voranzutreiben und somit das 1,5°C-Ziel zu erreichen. Der Fokus lag dabei auf dem SDG 13 Climate Action, aber auch damit verknüpfte SDGs wurden immer wieder zum Thema gemacht.

Insgesamt nahmen rund 150 TeilnehmerInnen im Alter von 15 bis 30 Jahren an über 40 angebotenen Workshops und Podiumsdiskussionen mit VertreterInnen unterschiedlicher Institutionen teil. Mit Hilfe verschiedener Methoden, wie einem BürgerInnenrat, Simulationen von Klimaverhandlungen, einem DIY-Workshop oder spannenden Diskussionen und Spielen konnte man Klimaschutz von unterschiedlichen Seiten kennenlernen. Neben Themen wie der Energie der Zukunft, Stadtentwicklung, Jugendbeteiligung, Demokratie und Frauen im Klimawandel lagen die Schwerpunkte vor allem auf dem SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz), dem SDG 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden) und dem SDG 7 (Bezahlbare und Saubere Energie). Einen Einblick in die vielfältige Auseinandersetzung liefern die Fotos und Videos der Konferenz.

Notwendigkeit einer systemischen Betrachtungsweise der SDGs

Jürgen Schneider, Leiter der Sektion Klima des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT), erinnerte in seiner Eröffnungsrede der LCOY daran, dass zwei Drittel der Energie in Österreich noch immer auf fossilen Energieträgern basieren. Ein klarer Hinweis darauf, dass es noch viel zu tun gibt. Caroline Zimm vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) ging in ihrem Beitrag zur Verknüpfung von Klima und den SDGs auf diese Problemstellung ein. Sie wies darauf hin, dass besonders beim Thema Energie Synergien zwischen den SDGs bestehen und verdeutlichte, dass integrierte Politikansätze, die Energiesicherheit, Luftverschmutzung und Gesundheit sowie Klima gleichzeitig in den Blick nehmen, am kosteneffizientesten sind.

Forderung nach ambitionierter Klimapolitik

Podiumsgäste, Workshop-LeiterInnen und TeilnehmerInnen der LCOY waren sich einig, dass es in Österreich endlich eine ambitionierte Klimapolitik mit einer faktenbasierten, ganzheitlichen Sicht braucht. Meinungsunterschiede gab es hinsichtlich der zu setzenden konkreten Maßnahmen, sowie bei der Frage der Verantwortung von nationalen und internationalen AkteurInnen. Derzeit steuert die Welt auf eine Erderwärmung von weit über dem maximalen 2°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu. Darüber hinaus verschärfen die Auswirkungen des Klimawandels bestehende gesellschaftliche Probleme massiv. Dazu zählen steigende Armut durch z.B. Ernteausfälle genauso wie Gesundheitsprobleme durch Hitze in Städten.

Vorschläge zur Klimaverbesserung im urbanen Raum

In einem Workshop der Lokalen Agenda 21 Wien wurde mit der Methode BürgerInnenrat zum Thema Hitzeinseln gearbeitet und die Erarbeitung konkreter Vorschläge zur Verbesserung des Stadtklimas angeleitet. Beispiele waren unter anderem die Bepflanzung von Verkehrsinseln, die Begrünung von Bushaltestellen, große Brunnenanlagen und ein Bekenntnis zu weniger Autoverkehr. Ein Unterziel von SDG 11 stellt öffentliche Parkanlagen als einen Schlüssel für nachhaltigere Städte dar, nicht zuletzt, um durch Begrünung ein angenehmes Stadtklima zu schaffen. SDG 13 und 11 sind eng verknüpft, denn Klimawandelanpassung in der Stadt bedeutet auch, sich mit damit verbundenen Herausforderungen zu beschäftigen. Ein Beispiel dafür ist das Thema nachhaltige Mobilität im urbanen Raum. Hierbei wird unter anderem die Kühlung öffentlicher Verkehrsmittel in Zukunft notwendig sein, um gegenüber dem Privatverkehr konkurrenzfähig zu bleiben. Diese Kühlungen nachhaltig zu gestalten bringt wiederum neue Herausforderungen, wodurch die Komplexität nachhaltiger Stadtentwicklung verdeutlicht wird.

It’s the Energy, Stupid!

Beim Workshop „It‘s the Energy, Stupid!” von Professor Tobias Pröll ging es um zukünftige Energiesysteme. Eine Hauptaussage davon war, dass wir unbedingt sowohl Effizienzsteigerung als auch Erneuerungen brauchen. Auch laut SDG 7 soll Energieeffizienz weltweit bis 2030 verdoppelt werden. Um den Treibhausgasausstoß zu verringern wird es notwendig sein, dass die Wirtschaft weniger energieintensiv wird und die verwendete Energie weniger CO2-Ausstoß erzeugt. Das bedeutet, mit Blick auf 2030 verstärkt in Erneuerbare zu investieren. In Österreich gibt es zum Beispiel noch einiges an Potential im Bereich des Ausbaus von Photovoltaik.

Forderungen für den Wandel

In der Output-Session am letzten Tag der LCOY formulierten TeilnehmerInnen Forderungen an Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Politik und nicht zuletzt an sich selbst. Für SDG 7 forderten sie einen Ausbau der erneuerbaren Energieträgern, den Ausstieg aus Atomkraft und die Abschaltung von Kohlekraftwerken. Für nachhaltige Gemeinden wünschten sie sich unter anderem Förderung nachhaltiger Mobilität, autofreie Tage, Repaircafés, soziale Einbindung von z.B. Senioren und Minderheiten, mehr Partizipation der Bevölkerung, die Gestaltung des öffentlichen Raums und, dass die Stadt von Autos befreit und von Menschen zurückerobert wird. Außerdem forderten sie von der Politik ambitionierten Klimaschutz mit konkreten, verpflichtenden Maßnahmen, einen klaren Bezug auf das 1,5°-C Ziel und Integration von Umweltrichtlinien in jedem Ministerium. In all dem sind verstärkte Klimakommunikation und Bildung zentral. Am 28. November 2018 wurden als abschließende Aktion der LCOY außerdem 60 Briefe an Umweltministerin Elisabeth Köstinger versandt, die von TeilnehmerInnen unterschrieben und mit persönlichen Nachrichten versehen wurden, wie zum Beispiel folgender:

„Die Klimapolitik ist DAS wichtigste Thema für alle Staaten momentan. Wenn wir dieses Thema ignorieren, führen alle anderen Maßnahmen am Ende zu nichts.“

Hintergrund der LCOY

Von 29. bis 1.Dezember 2018 fand die globale Conference of Youth statt. Die COY wird von einem lokalen Team rund um die Jugendvertretung YOUNGO der UN-Klimarahmenkonvention UNFCCC jährlich vor der COP organisiert. Sie ist dafür da, junge Menschen aus aller Welt zu Climate Action zu vernetzen und Positionen für die COP auszuarbeiten. Bei der diesjährigen COY kamen OrganisatorInnen mehrerer LCOYs aus aller Welt zusammen, um eine größere LCOY-Bewegung für das kommende Jahr zu diskutieren. Das Ziel für Europa ist es, im Jahr 2019 mehr und besser vernetzte LCOYs zu haben, um dadurch mehr Druck auf Entscheidungsträger ausüben zu können.

Vom 2. bis zum 14. Dezember findet die COP24 in Katowice, Polen, statt. Dort wird das global verbindliche Regelwerk verhandelt, um das Pariser Klimaabkommen umzusetzen und Fortschritte zu vergleichen und zu überprüfen. Die Verhandlungen laufen schleppend. Österreich fiel weniger positiv auf und wurde unter anderem am 10. Dezember 2018 mit dem Negativ-Preis „Fossil of the Day“ ausgezeichnet. Darum ist es umso bedeutender, sich als Zivilgesellschaft und Jugend für Veränderung einzusetzen. 

Weitere Informationen:

Webseite der LCOY Austria: www.lcoy.at
Facebook: https://www.facebook.com/lcoyaustria/
Kontakt: lcoy-austria@climatesaustria.at

BILD: Leonhard Sensi


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